1950 brach in den kalifornischen Gefängnissen ein neuer Stil um bandenvereinigende Tattoos in der Latino-Gemeinschaft aus. Der Chicano Tattoostil war geboren. Da die verfügbaren Mittel zur Erstellung eines Tattoos hinter Gittern nicht gerade die besten waren und das Tätowieren eigentlich sogar verboten war, entwickelte sich der Stil, welcher ausschließlich mit schwarzer und grauer Tinte gestochen wurde, noch Jahre danach auf den Straßen von LA. Unter Chicano versteht man übrigens „Mexican-American“, also in den USA lebende Personen, die ihren Ursprung und Wurzeln in Mexiko haben.
Kreuze, Zuckerschädel und Letterings als Innbegriff der Chicano Tattoos
Chicano Tattoos können viele Elemente repräsentieren. Von Familie und Nachbarschaft bis hin zu Kultur, Gefühle oder Erinnerungen. Meist beinhalten sie realistische Portraits, religiöse oder kulturelle Motive, Gang Symbole oder Schriftzüge. Viele der zahlreichen Chicano Tattoos, die meist große Flächen der Tätowierten schmücken, haben einen religiösen Hintergrund. So erkennt man oft Jesus, die Jungfrau Maria, Kreuze oder betende Hände. Das sogenannte Pachuco Kreuz hat einerseits religiöse Assoziationen, repräsentiert aber auch Banden-Zugehörigkeit. Dabei wird Gott als Symbol eines Kreuzes mit drei darüber liegenden Punkten tätowiert, welche für „Mi vida loca“, zu deutsch: Mein verrücktes Leben, stehen. Es wird oft mit der Stick and Poke Technik gestochen.
Portraits und realistische Motive der Chicano Stilrichtung sind beispielsweise Frauen, Clowns, Familienmitglieder, Verstorbene, Autos oder Waffen sowie Dollar Scheine. Erfolg, Macht oder Liebe sind nur einige der vielen Bedeutungen und Zusammenhänge zu einem dieser Motive. Oft werden Familienmitglieder oder Frauen mit einem Clown-Make-up dargestellt, diese repräsentieren den Zuckerschädel.
Dieser ist ein weiteres beliebtes Tattoo, welches mit der lateinamerikanischen Gemeinschaft in Verbindung gebracht wird. Ein Totenkopf, der mit Make-up geschminkt und Blumen verziert ist, steht in Bezug zum mexikanischen Tag der Toten. Während des „El dia de los muertos“-Festivals tanzen und singen die Mexikaner auf Friedhöfen, um ihren Tribut an die Toten zum Ausdruck zu bringen.
Die Tattoo Legende Freddy Negrete designte das wohl für den Chicano Stil berühmteste Tattoo. „Smile now, cry later“ heißt das Motiv, in dem zwei Gesichter gegenübergestellt werden – eins lächelnd, das andere weinend. So bedeutet es, die eigenen Schwächen und Emotionen beispielsweise während der Gefängniszeit zu unterdrücken, um Stärke und Zähigkeit hervorzuheben. Masken oder Clown Gesichter sind beliebte Motive zur Umsetzung dieser Tattoos.
Unverkennbar ist der Schriftzug eines Chicano Tattoos, welches durch die Graffiti inspiriert wurde. Geschwungene, feine und dicke Linien mit viel Detail, Schattierungen und Umrandungen verstärken die Aussagekraft des Textes. Dabei stehen der eigene Name oder der der eigenen Gang ganz oben auf der Beliebtheitsskala.
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